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[ 30.07.2024 ]

IWF-Kredit: Schuldenspirale und Eingriffe statt günstiger Hilfe

Johannes Kaiser

Die Regierung ist im Sommerloch weiterhin auf der Mission, via Regierungschef Risch in Interviews, Social-Media Beiträgen und -Videos höchst einseitige Informationen und tendenziöse Fakten zum IWF-Beitritt zu verbreiten. Die Regierung meint, sie könne die Menschen in Liechtenstein mit dieser Angstmacher-Kampagne für einen Beitritt zum Internationalen Währungsfonds (IWF) gewinnen und diesbezüglich manipulieren. Es wird der Bevölkerung suggeriert, dass der IWF z. B. bei einer Rheinüberschwemmung grösseren Ausmasses die Geldschatulle wie eine Gutmenschenorganisation öffne und Liechtenstein mit schnellem Geld einen Notkredit gäbe. Es kann nur Absicht sein, dass die Regierung über diese – von ihr fälschlicherweise so bezeichnete – «günstige IWF-Versicherung», wie dies der Regierungschef proklamiert, nicht ehrlich ist und die Umstände somit irreführend darstellt.

Deshalb nun die Informationen, welche die Regierung unterschlägt: Was bedeutet es, wenn der IWF Liechtenstein einen Kredit von z. B. 5 Milliarden Franken gibt?

Das wahre Szenario sieht dann so aus:
  • Dieser Kredit von 5000 Millionen muss vom Land Liechtenstein zurückbezahlt werden.
  • Zins: mindestens 8%.
  • Amortisationsdauer: 10 Jahre, also 500 Millionen pro Jahr.
    Kapital zu Beginn von Jahr 1 = 5000 Millionen:
  • Zinsen Ende Jahr 1: 400 Millionen (8%)
  • Amortisation: 500 Millionen
  • Zu zahlen an den IWF durch Liechtenstein am Ende des Jahres 1: 900 MILLIONEN !!
    Kapital zu Beginn von Jahr 2 = 4500 Millionen:
  • Zu zahlen an den IWF durch Liechtenstein am Ende des Jahres 2: 860 MILLIONEN !!
    Und so weiter… 10 Jahre lang !!
Damit Liechtenstein diese horrenden Millionen an Zins- und Amortisationsschulden an den IWF zahlen kann, fordert der IWF von Liechtenstein Strukturanpassungen, welche für die Menschen in Liechtenstein sehr schmerzhaft wären. Beispiele: Grosse Kürzungen im Sozialwesen, bei Rentenleistungen, im Gesundheitswesen, bei Stipendien und Kindergeld, eine enorme Erhöhung von Steuern und Abgaben, einen Eingriff ins Bodenrecht. Dies wäre nicht ohne tiefgreifende gesellschaftliche Konsequenzen umsetzbar, welche das Zusammenleben und das soziale Gefüg  innerhalb der Bevölkerung aufs Spiel setzen. Wollen wir das alles?